Warum die Liebe blind macht und wir sie trotzdem lieben!

Birgit Neuruhrer Specials

Romantiker sollten jetzt vielleicht besser nicht weiterlesen, denn jetzt wird es heillos unromantisch. Traut man den nackten Tatsachen der Neurowissenschaft, ist die Liebe leider keine Herzens- sondern Kopfangelegenheit. Je nach Phase wird im Gehirn einfach ein anderer Liebescocktail gemixt. Das versetzt uns in ganz unterschiedliche, sagen wir Geistes- und Gefühlszustände. Je nachdem ob wir frisch verliebt sind, oder in einer langjährigen Partnerschaft leben. Einmal gibt es sozusagen die Mischung Strawberry-Daiquiri und nach spätestens 30 Wochen (länger dauert eine Verliebtheit leider nicht an) wird Mojito serviert.

Gehirn im Frisch-Verliebt-Modus

Ein Blick in den Shaker des Frisch-Verliebt-Cocktails verrät die einzelnen Bestandteile dieses Drinks, der es echt in sich hat! Dort befinden sich nicht nur jede Menge Glückshormone (Dopamin, Serotonin), sondern auch noch Phenylethylamin. Dabei handelt es sich um das Verliebtheitshormon schlechthin, sorgt es doch für erhöhtes erotisches Interesse. Wen wundert es noch, dass wir diesen Zustand herbeisehnen und in einer langjährigen Partnerschaft am liebsten aufrecht erhalten möchten!

Doch nun zu den Schattenseiten. Wendet man sich nun vom Hormoncocktail ab und wirft einen Blick direkt auf die Gehirnscans von Verliebten, so wird deutlich: Verliebte haben eine verminderte Aktivität in den Regionen für rationale Entscheidungen (Präfrontalcortex) und in den Arealen für die soziale Einschätzung von Menschen (temporo-parietale Kreuzung). Das zeigen jedenfalls die Forschungen von Semir Zeki (University College London) und Andreas Bartels (Max-Planck-Institut in Tübingen) oder Helen Fisher (Rutgers University New Jersey). Die Sprüche Liebe macht blind oder auch Liebe macht dumm, sind somit gar nicht soweit hergeholt, wenn man sich diese Ergebnisse ansieht.

Gehirn im Beziehungs-Modus

Eine Frage ist noch offen: Wie sieht nun der Schon-Länger-In-Einer-Liebes-Beziehung-Cocktail aus? Nun, was soll ich sagen. In dieser Phase unterstützt uns das Gehirn hauptsächlich mit dem Bindungshormon Oxytocin und dem Treuehormon Vasopressin, das für Zusammengehörigkeit und Solidarität zuständig ist. Das fühlt sich auch gut an, nur eben weniger nach einem Rausch wie die Anfangs-Verliebtheit. Rationales Denkvermögen inklusive.

In diesem Sinne, einen schönen Valentinstag und ein Hoch auf die Liebe. Egal ob diese nun von Herzen kommt oder vom Gehirn – für mich ist und bleibt sie das Königsgefühl unter den Gefühlen.

Valentinstag 2020, Birgit Neuruhrer

PS: Für Interessierte geht es hier zu noch mehr Details.

PPS: Dieses Thema war mir ein Bedürfnis anlässlich des Valentinstag und findet daher Einzug in diesen Blog, der sich sonst um das Aufblühen im Job dreht. Wer möchte kann sich aber aus diesem Beitrag gerne etwas für das Berufsleben mitnehmen, und zwar: Im Rausch der Anfangs-Verliebtheit wichtige Entscheidungen besser dreimal überdenken bzw. unbefangene Kolleg*innen miteinbeziehen und diese im Gegenzug durch ein Lächeln mit Ihren Glücksgefühlen anstecken (smile).